RCM Vereinschronik aus Sicht eines Gründungsmitgliedes

Anlässlich des 50-jährigen Vereinsjubiläums hat unser Gründungs- und Vereinsmitglied Friedel Götze seine Erinnerungen aus den Jahren der Vereinsgründung und den Folgejahren aufbereitet.
Nachfolgend der Bericht von Friedel:

Kleine Vereinschronik aus der Sicht eines langjährigen Vereinsmitgliedes

Fliegen auf der Anhöhe Kalteneich

Im Jahr 1972 war ich beim RWE beschäftigt und musste als Berater für Nachtspeicherheizungen von Bernberg nach Derschlag fahren. Ich nahm den Weg nicht wie üblich über Dümmlinghausen, sondern den kürzeren über die Anhöhe „Kalteneich“. Dort traf ich auf ein paar junge Modellflieger. Ich hielt an, schaute mir das Treiben an und kam mit den Jugendlichen ins Gespräch. So erfuhr ich, dass an Wochenenden hier öfters Modellflug betrieben wird. Da ich damals selbst ein Modellflugzeug im Keller liegen hatte (HS 91Clou der Fa.  Graupner) und von ferngesteuerten Modellen nicht allzu viel Ahnung hatte, führte mich am Sonntag drauf der Weg an diese Stelle. Ich war erstaunt, wie viel Leute sich dort trafen und das Hobby betrieben. Allerdings das Wissen über Fernsteuertechnik hielt sich auch hier in Grenzen. Häufig war der panische Ausruf „Et kütt nichts mehr aan“ zu hören und die Modelle landeten überall, nur nicht „bei Fuß“. Kletterpartien, Suchaktionen, auch Autofahrten oder längere Fußmärsche und vor allem längere Reparaturarbeit im Keller waren angesagt. Wir alle waren mehr oder weniger Anfänger. Ich lernte so u.a. auch Holger Frede, Friedmar Westenhöfer, Klaus Kleinjung und Herrn Kühn aus Bernberg kennen

Gründung des Vereins RCM-Club Gummersbach

Das Treiben auf „Kalteneich“ schien sich rumzusprechen, denn es wurden mit der Zeit immer mehr Hobbyflieger, die sich am Wochenende dort trafen. Einige Flieger brachten ihre Söhne, ja sogar ihre Ehefrauen mit. Irgendwann kam die Idee auf, aus rechtlichen (Mieten des Fluggeländes) und versicherungstechnischen Gründen einen Verein zu gründen. Wir trafen uns alle in einem Gasthof in Bernberg, wo die Sache nochmal diskutiert wurde. Im ehemaligen Gummersbacher Bahnhof wurde dann der Verein 1973 aus der Taufe gehoben und Wolfgang Hahne, einer unser rührigsten Teilnehmer, der auch im „Gründen von Vereinen“ Erfahrung hatte, zum ersten Vorsitzenden gewählt. Der Verein bekam seinen Namen RCM-Club Gummersbach (RCM = Radio Control Modell) und ein Vereinsabzeichen, dass von Edgar Meier und Friedel Götze auf einer der Tagungen des DMFV nebenbei entwickelt wurde. Das Vereinsabzeichen schien nicht der große Renner zu sein und wird daher der heutigen Generation kaum mehr bekannt sein. Vielleicht ist es auf älteren Modellen noch zu sehen.

Das Leben im Verein

Der Verein veranstaltete viele gut besuchte Ausstellungen (evang. Gemeindehaus und kath. Jugendheim in Gummersbach, Sparkasse -Bergneustadt), Wettbewerbe, wie Osterfliegen oder Wettbewerbe mit Nachbarvereinen (Kreisstadtpokal, Drei-Eichen-Cup, Marienheide-Pokal, Pokal der Winterborner). Die nachfolgenden Bilder und Texte zeugen davon.  Als wir unsere erste Ausstellung machten, konnten wir das Interesse für das Hobby in der Bevölkerung nicht einschätzen. Wir waren überrascht. Ich habe heute noch die Worte von Jürgen Paulicks, unserem damaligen Kassierer, im Ohr, als er erleichtert feststellte: „ab jetzt machen wir Gewinn“. Der Gewinn war z.T. auf unsere Ehefrauen zurück zuführen, die in der Küche „schufteten“ und ehrenamtlich den Waffelteig und manch leckeren Kuchen zur Verfügung stellten. Besonders zu erwähnen waren die leckeren Waffeln, die bei den Besuchern großen Anklang fanden.

Ich erinnere mich noch gerne an ein gemütliches Beisammensein bei unserem damaligen Vermieter, Herrn Spandau, im Ort Hecke und an ein geselliges Beisammensein im Schwarzenberger Hof in Dümmlinghausen.

Auch gemeinsame Fahrten in die Rhön (anfangs mit einigen Winterbornern zusammen) wurden von einigen Mitgliedern des Vereins veranstaltet. Hier wurde manche wichtige Erfahrung im Hangfliegen und Thermiksegeln, auch manchmal nicht so schöne, gemacht. Ich habe heute noch den begeisterten Ausruf von Heinz Schneider im Angesicht der Weiherberg-Landschaft oder auf der Abtsrodaer Kuppe im Ohr : „Herr…..lich. Auch die wunderschönen Abende im Gasthof „Zur Fuldaquelle“ sollen hier besonders erwähnt werden.

Allerdings unerwähnt bleiben darf auch nicht folgendes, nicht ganz ungefährliches Abenteuer. Der Wirt der Fuldaquelle war Fluglehrer bei einer Drachenflugschule. Abends, nach einigen Ründchen Bier, „die Gummersbacher stach der berühmte Hafer“, wurde ihm gesagt, dass Modellflieger bessere Drachenflieger wären als seine Schüler. Darauf lud er uns ein, das am nächsten Tag am Hang zu beweisen. Nachdem er das Gerät an einem kleinen Hang mit Sicht Richtung Oberhausen aufgebaut hatte, gab er noch an uns (5 oder 6 Personen) einige wichtige Erklärungen zur Steuerung des Fluggerätes ab. Der erste (Name weiß ich nicht mehr), beendete nach einem Miniflug von etwa 10m sein Luftabenteuer und setzte das Gerät mit einer Flügelseite krachend auf. Der zweite (ich glaube J. Gnerlich) bohrte das Fluggerät ungespitzt in den Boden und knallte mit dem Kopf (mit Sturzhelm geschützt) gegen den Hauptholm des Drachen. Der Sturzhelm hatte ihn vor einem „Dachschaden“ bewahrt. Uns allen rutschte nach diesem Erlebten das Herz in die Hose. Als ich dran war und mich das Gerät in die Luft hob, hatte plötzlich die freie Landschaft vor mir. Vor Schreck wohin jetzt fliegen, bekam ich „Schiss“, drückte die Steuerstange von mir weg (machte so das Gerät schwanzlastig) und landete krachend auf den hinteren Teil des Gleiters. Die wenig erfolgreichen beängstigenden Flugversuche und das Fluggerät vor Schaden zu bewahren, veranlassten den Fluglehrer, vorzeitig das Manöver abzubrechen und Bertram Marquart, der Letzte, hatte mit Tränen in den Augen das Nachsehen. Gott sei Dank ging für alle, auch den Fluglehrer, das Abenteuer gut aus.

Der Verein wechselte zwei Mal das Fluggelände. Von Kalteneich, wo wir keinen richtigen Flugplatz hatten zogen wir nach Hecke (Gemeinde Reichshof, Verpächter Landwirt Spandau). Hier hatten wir ein gutes Fluggelände (sogar Hangfliegen war bei gewissen Windrichtungen möglich), hatten aber Probleme mit einem Nachbarbauern, der bei Fehllandungen auf seiner Wiese unsere Modelle für einige Zeit einkassierte und uns so das Leben schwer machte. So zogen wir eine Etage tiefer auf das heutige Fluggelände oberhalb von Halsterbach (Verpächter Herr Köster). Auch hier war unser Flugvergnügen nicht ganz ungetrübt. Denn in dem Ort „Geschleide“ beschwerte sich ein Bewohner über den unerträglichen Fluglärm. Darauf stellte der RCM die Motorfliegerei ganz ein und verlor dem entsprechend einen Teil seiner Mitglieder an den Motoflugverein, der oberhalb von Attenbach sein Fluggelände hatte. Seitdem gab es aus der Geschleide keine Beschwerden mehr.  

Auch hier auf unserem jetzigen Fluggelände fandensich die Modellflieger immer wieder mit ihren Familien zu gemütlichen Flieger-Nachmittagen ein.

So weit aus meinen Erinnerungen.

Friedel Götze
2023